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Sportentwicklungsplanung – Fokus auf Frauen und MigrantInnen

Im zuständigen Ausschuss soll demnächst ein Institut beauftragt werden, die Sportentwicklung in Ulm zu planen. Alle 19 Stadträtinnen des Ulmer Gemeinderats haben darum gemeinsam beantragt, bei dieser Analyse den Anteil von Menschen mit internationalen Wurzeln und vor allem auch den Anteil der Frauen in den Fokus zu nehmen. Im folgenden der Antrag vom 29. März 2015:

Sportentwicklungsplanung in Ulm

Sehr geehrter Herr OB Gönner,

der Gemeinderat hat bei den Haushaltsberatungen im Dezember 2014 entschieden, dass 2015 zusätzlich Gelder investiert werden sollen, um eine Bestandsaufnahme des Sports in Ulm und Empfehlungen zur weiteren Entwicklung der nächsten Jahre abzugeben.

Ca. 40 % der in Ulm lebenden Menschen haben internationale Wurzeln und aus diesem Grunde halten wir es für wichtig, dass im Rahmen der Bestandsanalyse folgende Fragen mit beantwortet werden sollen:

1)    Anteil von Menschen mit internationalen Wurzeln in den Vereinen und dann im Speziellen:
a)    Aufschlüsselung nach Sportart, Alter und Geschlecht
b)    Anteil der Menschen, die eine Funktion als TrainerInnen und in der klassischen Vereinstätigkeit (ehrenamtlich und hauptamtlich) ausüben

2)    Breitensportanalyse: Anteil der Menschen mit internationalen Wurzeln bei den Kursen

3)    im Rahmen der Sportkonzeption ist eine Umfrage unter den Ulmerinnen und Ulmern vorgesehen, um das Sportengagement außerhalb der Vereine zu erheben. Wir bitten darum, diese auch nach Geschlecht und Migrationshintergrund auszuwerten

4)    Anteil der Projekte, die z. B. der Landesportbund „Integration durch Sport“ initiiert hat (Stützpunktverein)

Im Rahmen der Befragung finden wir es wichtig, eine zielgruppenspezifische Analyse auch bei den Migranten und Migrantinnen durchzuführen.

Wir sind gespannt auf die Empfehlungen und Anregungen, die nach Vorlage der Ergebnisse im Vereinssport und Breitensport aktiv umgesetzt werden könnten.

Begründung:
Wir gehen davon aus, dass männliche Ulmer mit Migrationshintergrund kaum Probleme haben, sich in der lokalen Sportszene zu engagieren. Es ist jedoch bekannt, dass der Sport in Vereinen besonders für Migrantinnen wenig attraktiv ist. 1950 kamen die ersten Einwanderinnen in die Bundesrepublik, im Vereinssport engagieren sich Migrantinnen aber auch heute (nach 65 Jahren) kaum. Der Sportsoziologe Prof. Sebastian Braun von der Humboldt-Universität Berlin stellt in seinen Untersuchungen fest, dass Frauen mit Migrationshintergrund in den Vereinen deutlich unter¬repräsentiert sind. Das Problem liegt, so sein Fazit, weniger bei ihnen – sondern eher bei den Vereinen.

Dieser Zustand bewirkt, dass Migrantinnen seltener die Chance haben, in den Vereinen ihre Freizeit zu gestalten, Freunde zu finden, die Sprache zu lernen und vor allem ihre Gesundheit zu fördern. Es gibt hierüber für Ulm leider keine verlässlichen Zahlen. Deshalb halten wir es für wichtig, bei der Bestandsanalyse die Chance zu nutzen, für Ulm genauere Angaben hierzu zu erhalten.

Als Beispiele für einen Anteil von 100 % von Frauen mit internationalen Wurzeln sind uns bekannt die internationale Mädchenfußball-Mannschaft des Frauennetzes West oder die Kurse im Rahmen der Gesundheitsprävention, die der Verein durchführt. Der Verein „Sport für alle“ ist beispielgebend dafür, wie Kinder in einen Verein zu integrieren sind, indem er den Jahresbeitrag bei Kindern mit Lobby-Card bis zum 18. Lebensjahr übernimmt. Hier werden vor allem viele Kinder mit internationalen Wurzeln erreicht.

Mit freundlichen Grüßen

– alle 19 weiblichen Mitglieder des Gemeinderates –